Die Mitte stärken
Der Aufbau und die Pflege der Energie der Mitte ist einer der wichtigsten Prinzipien in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), im Qigong und im Taoismus.
Nach der Lehre der Fünf Elemente, die neben der Theorie von Yin und Yang ein weiteres Diagnosemodell der TCM darstellt, ist die Stärke der Mitte entscheidend für unsere Gesundheit. Die Hauptfunktion der Mitte ist es, die Essenz der Nahrung in Blut, Qi und Säfte umzuwandeln und im ganzen Körper zu verteilen. So wird der Körper genährt. Die Mitte gilt daher auch als „Wurzel des nachgeburtlichen Qi“. So heißt es:
„Wenn die Mitte stark ist, können die 1000 Krankheiten geheilt werden.
Wenn die Mitte geschwächt ist, gibt es oft nicht mehr viel Hoffnung.“
Das Konzept der Mitte in der TCM
In der Lehre der Fünf Elemente entspricht die Mitte dem Element Erde. Das dazugehörige Organpaar ist die Milz und der Magen. Von der physiologischen Position her liegen beide Organe in der Mitte des Körpers – im mittleren der „Drei Erwärmer“. Von der Funktion her halten Milz und Magen alle Organe zusammen und nähren sie – wie die Erde. Insofern nennt man sie „Mitte“.
Die traditionelle chinesische Vorstellung der Funktion von Magen und Milz ist aber eher ein energetisches Konzept. So ist die Funktion der „energetischen Milz“ in der chinesischen Medizin nicht mit dem Organ Milz der modernen westlichen Medizin identisch. Zudem gab es im alten China kein konkretes Wissen über die einzelnen Drüsen und die Aufgaben des Hormonsystems.
Eine „starke Mitte“ entspricht – übersetzt in die Terminologie der westlichen Medizin – daher eher einem gut funktionierenden Verdauungssystem, und zwar insbesondere einer guten Funktion von Magen, Darm und Bauchspeicheldrüse.
Die Mitte hält nicht nur alle Organe zusammen, sondern versorgt sie auch noch mit Wärme, Blut und Energie. Ähnlich wie die Sonne in unserem Sonnensystem, ist die Mitte der nährende, ruhende Pol des Körpers.
Eine schwache Mitte
Wenn die Mitte geschwächt ist, kommt es zu einem Mangel an innerer Körperwärme und Energie und damit zu einer Unterversorgung aller anderen Organe. Zudem kann die harmonische Interaktion der Organe untereinander dann nicht mehr aufrechterhalten werden. Fehlfunktionen oder Krankheiten einzelner Organe wirken sich so wesentlich störender auf den gesamten Organismus aus. Eine weitere Folge einer geschwächten Mitte ist die Entstehung innerer Feuchtigkeit. Damit einhergehend kommt es meist auch zu einer erhöhten Anfälligkeit für Viren und Bakterien.
Viele Erwachsene im Westen leiden, meistens ohne es zu wissen, unter einer leichten oder schweren „Schwäche der Mitte“. Die häufigsten Symptome sind ein Defizit an Körperwärme, Konzentrationsmangel, Müdigkeit und allgemeine Schwäche.
Die Hauptursachen sind falsche Ernährung wie kaltes Essen und Trinken, zu viel Milchprodukte, geistige Überarbeitung sowie ständiges Sorgen und Grübeln.
Das liegt auch an den verschiedenen Sichtweisen der chinesischen und westlichen Ernährungslehre. Im Westen wird oft empfohlen, Rohkost und Milchprodukte zu sich zu nehmen, um ausreichend Vitamine und Enzyme etc. zu bekommen. Die TCM geht davon aus, dass durch das viele kalte Essen und auch durch ein Übermaß an Milchprodukten unsere Mitte geschwächt wird – anstatt sie aufzubauen. Die negative Folge ist, dass die Essenz der Nahrung nicht mehr vom Körper absorbiert werden kann.

Die Energie der Mitte pflegen
Gute Eßgewohnheiten
Gute Eßgewohnheiten sind das wichtigste Prinzip zur Stärkung der Energie der Mitte. Allein dadurch können viele Krankheiten oder Schwächen des Verdauungstraktes geheilt werden.
In der TCM versteht man darunter vor allem:
– ein Tagesrhythmus mit regelmäßigen Mahlzeiten
– viel warmes Essen (am besten 2-3 mal pro Tag)
– langsam essen und gründlich kauen
– keine kalten Flüssigkeiten zum Essen trinken, sondern klare und leichte Suppe, heißes Wasser oder grünen Tee.
– nicht gleich essen, nachdem man sich geärgert hat
– regelmäßiges Frühstück, reichhaltiges Mittagessen und leichtes Abendessen, letzteres bereits vor 19.00
– anstrengende Diskussionen beim Essen vermeiden
– nicht völlig satt essen
„Die kleinen Gewohnheiten erzeugen am Ende die großen Probleme.“
Vermeiden Sie:
– kalte Mahlzeiten (essen Sie zum belegten Brot eine leichte Suppe)
– „innere Hitze“ erzeugende Speisen und Genussmittel wie Fast Food, Kaffee und Schokolade
– ein Übermaß an Milchprodukten, Fleisch und Kartoffeln
– viele Süßigkeiten
– Alkohol in großen Mengen
Zu empfehlen sind besonders:
– Nudelsuppen nach chinesischer Art, die den ganzen Bauch wärmen
– gekochtes Getreide (Hirse oder Gerste, Bulgur – zusammen mit etwas
Soja-, Kokos- oder Mandelmilch auch als aufbauendes Frühstück geeignet)
außerdem:
– einfache Mahlzeiten (nicht zu viele verschiedene Eiweiße und
Kohlenhydrate kombinieren)
– viel Gemüse (am besten nur kurz gedünstet oder angebraten)
– Speisen, die der Jahreszeit entsprechen
– neutrale Nahrungsmittel, denen Sie warme und erfrischende Zutaten unterfügen und beimischen

Akupressur zur „Stärkung der Mitte“
Magen 36, 25,
Milz 6, 10
Moxa: unterer Bauchraum (chinesisch: Dan Tian, „ goldenes Feld“, ca. 2-3 cm unterhalb des Nabels), sowie Ma 36
Chinesische Kräuter für den Aufbau der Mitte:
(hier folgen nur Beispiele bekannter Kräuterformeln für die Mitte. Bei Beschwerden empfehlen wir den Besuch bei einem Arzt oder Heilpraktiker mit TCM-Ausbildung.)
– Huang Qi (Astragalus) und Dang Sheng (Codonopsis), wichtige Mittel für Mitte- und Qi-Aufbau
– Bai Zhu (Atractylodis macrocphala) und Fu Ling (Poria), Mitte- und Qi-Aufbau, innere Feuchtigkeit vertreibend
Bei zu viel Feuchtigkeit in der Mitte ist die Milz-Funktion gestört, man fühlt sich „lahm, müde und geschwächt“. Bekannte Symptome sind: Durchfall, chronisch weicher Stuhlgang, Aufblähung, Klumpengefühl, sehr dicker Zungenbelag.
In diesem Fall können Kräuter genommen werden, die Feuchtigkeit vertreiben und das Qi bewegen:
– Chang Zhu (Atractylodis lancea), Feuchtigkeit trocknend, wirkt stark gegen Feuchtigkeit in der Mitte und in den Gelenken
– Zhi Shi, Qi bewegend und regulierend, Schleim und Zusammenballungen auflösend, bei starker Feuchtigkeitssammlung