In der Lehre der Fünf Elemente entsprechen Milz und Magen der „Mitte“ bzw. dem Element Erde. Die Hauptfunktion der Mitte ist es, die Nahrungsessenz aufzunehmen, als Qi, Blut und Säfte zu transformieren und überall in den Körper zu verteilen. So wird der Körper genährt. Die Mitte gilt daher auch als die „Quelle des nachgeburtlichen Qi“ (Die Mitte stärken).
Die Nierenenergie dagegen gilt als die „Wurzel des vorgeburtlichen Qi“ und wird auch als „Grundenergie unseres Lebens“ bezeichnet. Sie ist der Sitz der Urkraft, der Willensstärke, der Sexualkraft und Kreativität. Sie ist verantwortlich für Fortpflanzung und Wachstum, stärkt und wärmt den Rücken, gibt den Knochen und dem Haar ihre Kraft und steht zudem mit den Funktionen des Gehirns in direkter Verbindung.
Die Nieren sind Träger des “Jing” – der Lebensessenz
Der Grund dafür ist, dass in den Nieren das „Jing“ – die Lebensessenz – gespeichert wird, das wir größtenteils von den Eltern mitbekommen haben. „Jing“ ist vergleichbar mit unserer Konstitution. Wenn viel Jing vorhanden ist, zeigt sich dies in einem kräftigen Körper, einer hohen Vitalität und einer guten Resistenz.
Die Nieren – gemeint ist hier nach Sicht der TCM eigentlich die Wandlungsphase Wasser mit dem Hauptorgan Niere – unterscheiden sich von allen anderen Organen dadurch, dass sie die Grundlage für alle Energien des Körpers sind. Das Hauptziel der Traditionellen Chinesischen Medizin und aller Qigong-Praktiken ist die „Pflege der Nierenenergie“.
Typische Beschwerden bei Nierenschwäche:
– Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Willensschwäche
– Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit
– Rückenschmerzen, Kältegefühl
– Kältegefühl im unteren Rücken, Po und Oberschenkel
– frühzeitig ergrautes Haar oder Haarausfall
– Tinitus
– Nachlassen der sexuellen Energie
– Impotenz, Unfruchtbarkeit
– häufiges Wasserlassen, besonders in der Nacht
– wackelige Zähne
– Erkrankungen der Knochen, Arthrose oder angeborene Deformität
– Angstzustände
– Nachlassen des Gehörs und der Sehkraft
Ursache der Nierenschwäche:
für Nieren-Yang-Schwäche (Schwäche der Funktion):
– Kälte, kaltes Wetter oder Klimaanlagen, kaltes Essen und kalte Getränke
– zu viel geistige und körperliche Anstrengung
– Schlafmangel
– zu viel sexuelle Betätigung und Ejakulation
– langjährige Menstruations- oder Wechseljahrsbeschwerden
– keine Ruhephase, kein Aufbau des Körpers nach der Geburt eines Kindes
– zu viel Salz
– unangemessene Aufnahme von Wasser
– chronische Krankheiten
bei Nieren-Yin-Schwäche (eine Schwäche der Nierensubstanz) kommen noch folgende Ursachen hinzu:
– zu viel heiße Nahrungsmittel (Kaffee, Rotwein, Frittiertes etc.)
– langjährige Einnahme von chemischen Mitteln wie Antibiotika, Schmerzmittel, Drogen

Die Nierenenergie pflegen:
– ein guter Lebensrhythmus mit ausreichend Schlaf
– sich vor Kälte schützen
– warm essen und trinken
– den Verlust von zuviel Sexualenergie vermeiden
– Kaffee und Alkohol reduzieren
– weniger salzen
– regelmäßig Nieren aufbauenden Kräutertee trinken
– regelmäßig Moxabehandlung am „Tor des Lebens“ und Magen 36 (ca. jeweils 10-15 Min.)
Traditionelle chinesiche Kräuter für den Aufbau der Nierenenergie:
(Hier finden Sie Beispiele drei bekannter nierenstärkender Kräuter der TCM. Bei Beschwerden empfehlen wir einen Termin bei einem Heilpraktiker oder Arzt mit TCM-Kenntnissen zu machen).
Nieren-Yang aufbauend:
– Du Zhong (Cortex eucommiae): Knochen und Sehnen kräftigend. Das Yang wird hochgehoben, das Qi und Blut wird in den Meridianen bewegt, und die Sehnen und Knochen werden besser ernährt. Sehr wirkungsvoll bei Impotenz, Tinitus, Kraftlosigkeit, Schmerzen und Schwäche in den Lenden oder Knien, außerdem bei Blutungen während der Schwangerschaft oder unruhigen Bewegungen des Embryos und Kinderlosigkeit
Nieren-Yin aufbauend:
– Polygoni mulitiflori (Heshouwu – deutsch: Schwarzkopf):
Nieren-Yin und Substanz aufbauend, zudem das Blut stärkend, die Haare nährend und Trockenheit befeuchtend. Indikationen: Tinitus, Libidoschwäche, Müdigkeit, Blutmangel, früh ergrautes Haar, Haarausfall, bleiches Gesicht, Schwindel. Zudem: chronische Verstopfung.
Polygoni wirkt erwärmend, macht aber nicht heiß. Da es vornehmlich das Nieren-Yin und Blut aufbaut, ist es ein gutes und neutrales Aufbaumittel bei Nierenschwäche, ohne innere Hitze oder Hitzewallungen zu erzeugen.
– Sang Ji Sheng (Loranthi seu Taxilli ramulus)
Nieren-Yin aufbauend, die Knochen, Muskeln und Sehnen stärkend, besonders geeignet bei Schmerzen oder Schwäche in Muskel- , Lenden- oder Kniebereich. Zudem wirkungsvoll bei Blutungen während der Schwangerschaft, Unruhe des Embryos und zur Stützung der Gebärmutter.
Wie koche ich meine chinesischen Kräuter auf?
In der Regel nimmt man 8-10 Gramm von jedem Kraut einer Kräuterkombination. Bei den drei Nierenkräutern also jeweils 8-10 Gramm vom Kraut Duzhong, Heshouwu und Sanjisheng.
Die Kräuter dann mit 0,5-0,7 Liter kaltem Wasser ca. 5-10 Minuten lang einweichen. Dann kurz aufkochen – dauert ca. 3-5 Minuten – und daraufhin die Herdplatte herunterschalten, so dass es nur noch leicht köchelt. Jetzt ca. 20 Minuten leicht köcheln lassen, wobei es gut ist, einen Deckel halb auf den Topf zu legen, so dass weniger vom Inhalt verdampft. Wenn die 20 Minuten verstrichen sind, gießen Sie den Sud ab. (Wenn Sie möchten, können Sie sofort einen Teil davon trinken. Meistens mischt man ihn aber mit dem Sud des zweiten Aufgusses, damit beide gleich stark sind). Nun füllen Sie wieder frisches Wasser – wie zuvor 0,5-0,7 Liter in den Topf und wiederholen die ganze Prozedur – also erst die Kräuter kurz aufkochen und dann ca. 20 Minuten leicht köcheln lassen und daraufhin abgießen. Den zweiten Sud können Sie nun mit dem ersten zusammengießen.
Dieses Kräutergetränk (ca. 0.8 –1 Liter) in vier Portionen aufteilen und über zwei Tage verteilt einnehmen. Es empfielt sich, den abgekühlten Sud im Kühlschrank aufzubewahren. Vor dem Trinken zuerst wieder kurz erwärmen. Etwas Abstand zu den Mahlzeiten einhalten (optimal: ca. 40 Minuten vor dem Essen bzw. Morgens oder Abends 1-2 Stunden nach dem Essen trinken).
Als Intensivkur oder Therapie: 10 Tage lang jeweils täglich zwei Becher trinken.
